- Sommer 2022
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- Nordschweden – Westen
- Mittel- und Südschweden – Westen
- Skandinavien´22 – Die Abrechnung
Zu Mittelschweden gehören die beiden großen Seen Vänern und Vättern. Wir haben aber nur noch 14 Tage bis unsere Fähre von Trelleborg im südlichsten Schweden nach Rostock ablegt. So nehmen wir uns hauptsächlich die Westküste Schwedens vor und gucken was uns so auf dem Weg dahin noch so in die Quere kommt.
Achja, über die Fähre haben wir noch gar nicht gesprochen. Kopenhagen lassen wir aus. Die Øresundbrücke würde uns alleine € 200,– kosten – doppelt soviel wie die jetzt gebuchte Fähre. Hinzu käme noch eine weitere mautpflichtige Brücke (€ 100,–) und einige Zusatzkilometer. Wir verschieben das auf einen späteren Zeitpunkt und dann eher von Dänemark aus.
Das erste große Ziel ist der höchste Wasserfall Schwedens, der Fulufjället. Es gibt einige Wanderwege in den Nationalpark. Gelesen haben wir, früh da zu sein, da die Schweden selbst keine Frühaufsteher sind und die Sonne nur kurz den Wasserfall erreicht. Dutzende PKW, viele Wohnmobile und Reisebusse stehen dort, als wir um 10 Uhr morgens am Parkplatz ankommen. Es ist mit 19 Grad angenehm warm und sehr sonnig, aber extrem voll. Wir entscheiden uns so nur für eine kleinen Rundweg zum Wasserfall selbst.
Im Naturschutzgebiet Väberget lernen wir bei der Wanderung durch Urwald, Moss und Moor bei sehr schwülem Wetter einen Parasiten kennen: Die Hirschlausfliege. Sie ist so groß wie eine Fliege und befällt normalerweise Elche. Da sie wohl keine finden, stürzen sie sich doch ziemlich zahlreich und aggressiv auf uns und hinterlassen rote Flecken nach ihren Angriffen. Natur kann nicht nur schön sein…
Es geht weiter Richtung Süden. In Karlstadt am Vänern haben wir ein besonderes Vorhaben, welches sich später zumindest als besonders herausstellt: Die Aktivierung der 800 Kilometer nördlich gekauften Sim-Karte mit 100 GB Internet-Volumen. Ich erinnere, wir müssen uns neuerdings auch in Schweden registrieren, was uns in Östersund an einem Samstag nicht gelang. Also gehen wir Montagmorgen – eine Woche später und 540km südlich zum nächsten Telia-Shop – optimistisch mit Reisepass und Kaufquittung ausgestattet. Die erste Reaktion erschrickt uns doch ein wenig: Völlige Ahnungslosigkeit. Nachdem sich der zunächst nette Mitarbeiter dreimal nach hinten zurückgezogen hat, teilt er uns mit, dass wir uns nicht registrieren können, wir haben ja keine schwedische Sozialversicherungsnummer – achja? das waren unsere Einstiegsworte!!?? Wir zeigen ihm die Internetseite auf schwedisch, auf der zu lesen ist, was zu tun ist. Mit völliger Ignoranz, weist er darauf hin, dass wir ja auch nicht in Schweden studieren würden – wollten wir für eine Sim Karte auch nicht 😂- und übergeht den Passus, dass Touristen sich in einem Telia-Shop mit Ausweis registrieren müssen. Er stapft beleidigt nach hinten, nachdem er merkt, dass wir vor haben im Laden länger zu bleiben- trotz vieler wartender Kunden. Bereits nach einigen Minuten kommt er wieder und bietet uns an – obwohl es in keinem Fall richtig ist, wie er betont – zu registrieren. Das normale Leben mit Dienstleistung und so ist also nicht nur in Deutschland heutzutage schwierig.
Die Karte in unseren Router eingesetzt surfen wir jetzt mit schwedischer SIM Karte und sehen bei den youtube Videos plötzlich schwedische Werbung, ist halt eine schwedische Telefonnummer.
In Karlstad finden wir aber endlich auch wieder einen Lidl und einen Systembolaget- brauchen wieder Bier. Wir suchen mal wieder einen schönen Stellplatz. Auf einem kleinen steht ein PKW aus Litauen. Der Mann mittleren Alters sitzt auf einem alten Klappstuhl und begrüßt uns mit erhobenen Daumen. Ich gehe hin und versuche ein Gespräch. Deutsch oder Englisch geht nicht. Zu unserer Überraschung kann er mit der google Übersetzung auf Litauisch nichts anfangen. Erst später ist uns eingefallen, dass er wohl einfach nicht lesen konnte. Zwei Wochen steht er dort bereits und zeigt uns seine Schlafmöglichkeit im Auto und eine Art Heizdraht 😱. Er hat in Deutschland als LKW Fahrer gearbeitet und musste wegen Krankheit aufhören. Jetzt lebt er von gesammelten Pilzen. Er übergibt uns stolz zwei Handvoll Pfifferlinge. Er will nichts dafür. So stehen wir beschämt mit unserem Luxuscamper hinter einem „Flüchtlings-Einfachst-Camper“. Wir geben ihm zwei gerade gekaufte Dosen Budweiser und verabschieden uns. Er macht seine große Freude mit Gesten deutlich und winkt uns zu…
Der Montag ist noch nicht zu Ende und wir erleben etwas, was wirklich keiner braucht, eine Reifenpanne in absoluter Einöde.


