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Bodega2020 – ein Besuch bei echten Aussteigern mit 4 verschiedenen Wohnmobil-Paaren
– ein kleiner Exkurs


Die Bodega2020 bietet 5 Stellplätze an, aber im Grunde nur in Verbindung mit einer Weinprobe. Dazu dürfen sie eine Kleinigkeit zu Essen reichen. So kamen Joeri und Audrey aus Belgien stammend, 2020 auf die Idee, Tapas dazu anzubieten. Nicht welche, die es überall gibt, sondern besondere Kreationen. Das ist Ihnen perfekt gelungen. Übrigens hat Joeri als Nachspeise Zabaione frisch mit der Hand geschlagen und uns auf Vanilleeis gereicht – spitzenmäßig!


Für die Weinherstellung haben sie sich 2ha Land gekauft und genau darauf geachtet, dass trotz des benachbarten konventionellen Weinanbaus, biologischer Anbau auch wirklich möglich ist. Und wieso kommen zwei Belgier auf die Idee Wein in Spanien zu produzieren? Audrey, 38 Jahre alt, war Lehrerin und hatte genug von desinteressierten Kindern und Helikoptereltern. Joeri, 54 Jahre alt, hat auf der ganzen Welt – von Spanien über Toskana, Südafrika, Australien und Südamerika in der Weinproduktion gearbeitet. Jetzt wollte er mal für sich selbst Wein machen. Auch das ist ihm bestens gelungen.
2019 haben die beiden ihr Haus in Belgien verkauft und dafür das Anwesen auf dem Land mit 370qm Wohnfläche gekauft. Starten wollten sie im Februar 2020 – dann kam Corona. Wein geht zu 80% an die Gastronomie, nur die wollten den Wein nicht mehr. Um zu überleben verkaufen sie noch ihren Camper. So kamen sie auf die Idee mit den Stellplätzen und der Weinprobe. Wie ein Gast im Laufe des Abends treffend formulierte: Eine Perle!
Um 17.30 Uhr kommt Audrey zu den Mobilen und nimmt die Bestellung für die Tapas auf – die Karte hatte sie uns per WhatsApp geschickt. Um 18.30 Uhr kommen wir pünktlich in den kleinen Gastraum mit 5 Tischen und lernen 4 verschiedene Paare – alle aus Deutschland – ein wenig kennen. Wir stellen sie hier kurz vor, auch um ein wenig die Bandbreite von Wohnmobilfahrern zu zeigen.

Die beiden im Rentenalter aus dem ländlichen Hannover kommenden, hatten über 30 Jahre fest einen Wohnwagen auf Fehmarn. Auf meine Frage „Und warum müsst Ihr euch jetzt unbedingt ein Reisemobil kaufen?“ antworten sie lachend, sie wollen gerne mehr von der Welt sehen. Sie fahren einen Kastenwagen. Sie sind seit dem 21. Januar unterwegs, waren bis Gibraltar und planen jetzt die Rückfahrt nach Deutschland. Sie freut sich schon auf den Gesangsverein zweimal die Woche und er sich auf seinen Sportverein, dreimal die Woche.
Neben mir sitzt der echte Ruhrpott. Die Bochumer Mittsechziger sind eingefleischte Camper. Ankommen, Stuhl raus, kurze Hose, Gummilatschen, Handtuch über den Zaun und immer einen lockeren Spruch auf den Lippen. Sie sind seit Mitte Oktober unterwegs, zuerst in Süditalien. Da hat es zu viel geregnet und so sind sie nach Spanien, wo sie die Jahre vorher auch schon waren. Die beiden standen jetzt drei Monate auf einem Campingplatz und wissen viel zu berichten von der familiären Atmosphäre auf dem Platz, dem „Menu del Dia“ für nur 10 Euro. Sie fahren einen teilintegrierten, sind immer einen Monat zu Hause und fahren wieder los, im Sommer nach Schweden.
Die, die den einzigen Liner von phoenix auf MAN-Basis (8,8 to zul. Gesamtgewicht) fahren konnte ich direkt zuordnen. Er Mittfünfziger, sie einige Jahre jünger, sind noch berufstätig und arbeiten häufig auch von unterwegs – kommen aus Neuss. 4 Wochen haben sie insgesamt Zeit und sind auf dem Weg Richtung Süden – Motorrad auf dem Heck. Wenn Sie zurückkommen wollen sie vier Wochen später in die Toskana mit Anhänger und Oldtimer darauf. Über 1000Watt Solar auf dem Dach, 600Ah Lithium Batterien, Dieselgenerator, 400l Frischwassertank um nur ein paar Details zu nennen.
Den pensionierten Polizeibeamten und die Zahnarzthelferin aus Kassel haben sich einen neuen teilintegrierten zugelegt und fahren das erste Mal in ihrer „Egalzeit“. Mit den beiden kommen wir erst später näher ins Gespräch, als die Phoenix Fahrer und die Ruhrpottler zu Bett sind. Er koordinierte bis vor kurzem Polizeieinsätze. Innerhalb der letzten beiden Stunden übt er Kritik an der „Merkelzeit“, an der gar nicht mehr freien Presse, der rücksichtlosen und auch kritiklosen Gesellschaft. Er greift im Grunde alle Themen mal kurz auf, wie auch z.B. das Gesundheitssystem und auch die Hetze im Netz. Wir (wir und die Hannoveraner) reagieren politisch korrekt und ausgleichend. Und dann kommt das, was sich immer mehr andeutete: Wir tragen keine Masken, es gibt eine Studie von vor dreißig Jahren, die als einzige unabhängig ist und belegt das Masken unnütz sind. Corona ist auch nicht gefährlich. Es ist auch keine Pandemie, die WHO ist ja privat finanziert. Das Ganze könnte ich noch weiterführen, ist aber völlig austauschbar. Unser erster persönlicher Kontakt mit einem Coronaleugner. Immer eine Studie benennend, die seine Meinung bestätigt – und zwar als einzige Richtige. Menschen aus der Mitte der Gesellschaft.
Die vier Paare unterhalten sich kreuz quer und werfen sich ihre Lebenswege zu, während Anette und ich uns mit dem Wein zuprosten. Sie hätten davon gehört, dass es welche geben soll, die alles aufgeben und im Wohnmobil leben, die Kasseler hätten letzte Woche noch jemanden persönlich kennengelernt. Wir drehen uns zu der Gruppe, wohl zu auffallend, alle gucken uns an – und wir outen uns: Wir sind solche. Wir erklären uns kurz und beantworten die vielen Fragen.
Alle vier Paare waren auf Ihre Art nett und freundlich. Wir hatten einen sehr lustigen und unterhaltsamen Abend. Alle fünf haben zwar ein Wohnmobil, führen aber sehr unterschiedliche Leben.
Samstagmorgen, fünf Wohnmobile fahren weiter, jedes in seine Richtung.



Comments (6)
Hallo Ihr zwei,
es macht Spaß an Eurem Leben teilhaben zu dürfen.
Beim Lesen einiger Texte musste ich schmunzeln “ Wem gehört wohl der trockene Humor?“
Tolle Seite.
Ich wünsche Euch weiterhin viel Spaß. Genießt es.
Viele Grüße Petra
Vielen Dank für das Lob liebe Petra. Uns macht dieses Leben auch tatsächlich großen Spaß. Schön dass wir davon ein wenig rüber bringen können.
Hola ihr Beide,
ich genieße eure Seite sehr, besonders die tollen Fotos.
Ich wäre sooo gerne dabei!
Viel Spaß weiterhin in meiner Heimat!
Viele Grüße,
Teresa
Hola liebe Teresa, wir danken unserer persönlichen und elektronischen Reiseführerin für das Lob!
Hallo ihr Beiden,
bin heute mal wieder auf euren Seiten. Es macht immer wieder Spaß dabei zu sein, so lernt man von zu Hause eine ganze Menge von der Welt, im Augenblick ja Spanien, kennen. Ich freue mich schon auf die nächste Etappe Richtung Norden !
Viel Spaß weiterhin
Herzliche Grüße Karin
PS im Übrigen bin ich von der Professionalität eurer Seite beeindruckt !!
Es freut uns, dass dir unsere Seite gefällt und du unsere Mühen zu schätzen weißt!
Es macht uns aber auch Spaß😎